G E B Ä U D E
Die Neue Propsteikirche
Architektur als Glaubensbekenntnis
Bild: Stefan Müller
Bild: Stefan Müller
Der Rochlitzer Porphyr leuchtet schon von Weitem: Die Neue Propsteikirche wählt für ihre moderne Fassade bewusst einen besonders traditionellen Baustoff, der in Sachsen und Leipzig seit Jahrhunderten weit verbreitet ist. Der Turm – wie ein italienischer Campanile abgerückt vom Kirchenraum – bildet mit dem Turm des Neuen Rathauses ein „Tor" in die Innenstadt von Leipzig.
Mit dem Neubau der dritten Leipziger Propsteikirche kehrt die Leipziger Propsteigemeinde nach 71 Jahren wieder in die Innenstadt zurück. Der Siegerentwurf der Schulz & Schulz Architekten GmbH überzeugte mit seinen zahlreichen Reminiszenzen an die Stadt Leipzig. So greift der Unterschnitt im Erdgeschoss das Motiv des Leipziger Passagensystems auf und leitet von der Innenstadt ohne Begrenzungen in den Pfarrhof.
Nicht vordergründig sichtbar, aber wirkungsstark ist das Nachhaltigkeitskonzept, bei dem die Kirche Erdwärme zum Heizen im Winter nutzt, die die Erde im Sommer wieder per Kühlung zurückbekommt. Zudem finden Fotovoltaikanlagen auf dem Dach der Kirche und am Kirchturm ihren Platz, um aus der Sonnenenergie Strom zu erzeugen. Der Kirchturm beherbergt einen Regenwasserspeicher, dessen gesammeltes Wasser für den Betrieb der Kirche und für den Wasserfall genutzt wird.
Kunst spielt in der Gestaltung von Kirchenräumen seit jeher eine tragende Rolle. Bereits die erste Leipziger Propsteikirche war reich geschmückt und kunstvoll ausgestattet. Als einzig verbliebenes Kunstwerk aus dieser ersten neogotischen Kirche hat die nebenstehende Marienfigur ihren Weg in die Neue Propsteikirche gefunden.
Die Neue Propsteikirche verzichtet auf den ersten Blick auf repräsentative Kunstwerke der vordergründigen Art. Keine großen Skulpturen, kein dominierendes Gemälde, kein dreiflügeliger Altar heischt nach Eindruck. Das verbietet schon das architektonische Konzept, welches in seiner Geradlinigkeit kein verspieltes Zierat zulässt.
Aber die Kunst ist präsent in der neuen Propstei. Die architektonischen Ambitionen werden in der Kunst weitergeführt, die Kunst bildet eine Einheit mit dem Baukörper. Das wird im Kircheninneren an drei herausragenden Stellen erlebbar, an den liturgischen Orten – Altar, Ambo, Kreuz, Weihwasserbecken, Tabernakel, Beichtstühle – an den Kirchenfenstern und an der Orgel.
In einem Kunstwettbewerb mit einer hochkarätig besetzten Jury wurden für die Gestaltung des Kirchenfensters und der liturgischen Orte Entwürfe zu Siegern gekürt, die von Anfang an eine große Resonanz fanden. Kunst und Glaube werden sich in der neuen Propsteikirche berühren, reiben, ergänzen, weiterführen.
Bereits 1983 - ein Jahr nach der feierlichen Weihe der zweiten Propsteikirche - dringt Wasser in die Kellerräume. Die Bauschäden werden immer größer und kostenintensiver. Propst Lothar Vierhock gründet 1999 eine Baukommission aus Fachleuten der Gemeinde, um Reparaturvorschläge zur Beseitigung der Bauschäden zu erarbeiten.
Die Baukommission stellt 2007 fest, dass die Kostenplanung zur dauerhaften Sanierung (an Stelle der Weiterführung von Reparaturen) die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde bei weitem überschreiten. Ein Gutachter des Ordinariates wird eingeschaltet.
Im Laufe dieses Jahres 2008 reift bei Bischof Joachim Reinelt der Gedanke, an Stelle einer Grundsanierung des Bauwerkes einen Neubau in der Stadtmitte anzustreben und den vorhandenen Gebäudekomplex aufzugeben.
In einer Pressekonferenz am 10.11.2008, an welcher Bischof Joachim Reinelt, Propst Lothar Vierhock, Msg. Georg Austen vom Bonifatiuswerk und OB Burghard Jung teilnehmen, wird der Ort des geplanten Neubaues der Kirche, die Nonnenmühlgasse, bekanntgegeben. Alle Stadtratsfraktionen des Grundstücksverkehrsausschusses haben dem Verkauf des städtischen Grundstückes zugestimmt.
Am Nikolaustag 2008 formieren auf dem Baugrundstück, einer Wiese, hunderte Gemeindeglieder ein Kreuz. Das vom Rathausturm aus gemachte Foto dieser Aufstellung dient künftig als Werbefoto für den Neubau. Am 08.01.2009 wird der Kirchbauförderverein gegründet.
Am Sonntag, 08.02.2009, findet eine deutschlandweite Kollekte für den Kirchenbau in allen katholischen Sonntagsgottesdiensten Deutschlands statt. Aus der Propstei ausgesandte Botschafter stellen an diesem Tag in 200 Städten das Kirchbauprogramm vor und bitten um Spenden.
Das Ergebnis des Architekturwettbewerbes wird der Gemeinde in einer Ausstellung ab 13.12.2009 vorgestellt. Der Entwurf von Schulz & Schulz Architekten GmbH, Leipzig, gewinnt den Wettbewerb.
„Erster Baggerbiss“ auf der Baustelle – Bischof Joachim Reinelt gräbt am 22.08.2011 mit einer Baggerschaufel das erste Loch in den Boden. Das Ereignis findet viele Zuschauer und gerät zum Fest. Auch die Medien sind zahlreich präsent.
07.01.2012 Die Entscheidung über den Kunstwettbewerb ist gefallen: Der Künstler Jorge Pardo aus Los Angeles wird den Altarraum gestalten, der Leipziger Künstler Falk Haberkorn das Kirchenfenster.
Bischof Heiner Koch legt am 27.04.2013 den Grundstein für die neue Kirche.
Der „Kreuzeinhub“, das Hochziehen des 7 m großen Turmkreuzes, gerät am 05.04.2014 zum nächsten großen Gemeindefest. An diesem Tag sind erstmals Baustellenführungen großen Stils auf dem Baugelände.
Am 25.05.2014 gibt der Trierer Mädchenchor ein „Baustellenkonzert“ im künftigen Innenhof des Gemeindezentrums. Dabei sind die rundherum aufgestellten Baugerüste nicht nur Kulisse, sondern auch Aufstellungsort für die Sängerinnen.
Am 09.05.2015 wird die Kirche feierlich von Bischof Heiner Koch geweiht.
Mit der Orgelweihe der neuen Vleugelsorgel am 27.09.2015 können die Gottesdienste in der neuen Propsteikirche wieder mit Orgelmusik begleitet werden.